Eine elektrische Modelleisenbahn hat dann einen hohen Spielwert, wenn viele Züge über das Stellwerk von Bahnhof zu Bahnhof gelenkt werden. Lustig wird es erst, wenn gleichzeitig mehrere Züge fahren.
Noch interessanter sind Anlagen, bei denen mehrere Mitspieler erforderlich sind. Die Kommunikation zwischen den Stellwärtern trägt viel zum Spielerlebnis bei. Die Beobachtung der Züge und das Verhindern von Unfällen macht die Sache spannend und zum Reaktionsspiel.
Keinen Spielwert haben Anlagen, bei denen die Züge durch Computer voll abgesichert automatisch auf der Anlage herumfahren. Nur Zuschauen mag für eine Anlage im Verkehrsmuseum seinen Reiz haben, aber Kinder sind dadurch schnell gelangweilt.
Was bedeutet dies?
Von einer Zentrale wie der Märklin Central Station kann ich eine Anlage
bedienen. Auf dem Bildschirm "Lok-Steuerung" kann ich gleichzeitig 2 Loks
in der Geschwindigkeit steuern. Mit einer Mobile Station ist es gerade
eine Lok. Durch Umschaltung des Bildschirms kann ich andere Loks
hervorholen, aber interaktiv spontan bedienen kann ich jeweils nur max 1-2
Loks.
Will ich nun Weichen stellen, muss ich bei der CS den Hauptbildschirm auf den Gleisplan umstellen. An der Oberfläche sind jetzt noch max 2 Loks mit einer kleinen Anzeige über die grossen roten Drehknöpfe bedienbar. Damit ist lustiges Spielen nicht gegeben. Mit nur 2 Loks kommt nicht wirklich Betrieb auf.
Geht man von einer einzigen Zentrale aus, dann ist auch Kommunikation unter verschiedenen Mitspielern nicht möglich. Das gleiche gilt, wenn man die Zentrale mit einem Computer verbindet und dort dank grösserem Bildschirm mehrere Loks und grössere Gleispläne anzeigen kann.
Konzept für einen einzigen Spieler
Will man wirklich Betrieb machen, dann muss man die Anlage über Weichen
und Signale steuern. Der Spieler ist Stellwärter und nicht Lok-Führer!
Signale mit Zugbeeinflussung und Gleisabschnitte bremsen die Loks und
nicht die Drehknöpfe an der Zentrale oder die Schieberegler auf dem
PC-Bildschirm. Der Stellwärter muss sehen, wo was passiert und reagieren.
Jetzt können mehr als 2 Züge zirkulieren. Es gibt keine Rückmeldemodule
und keinen Computer, der das überwacht. Der Spieler ist verantwortlich.
Beim Rangieren kehrt der Spieler wieder zum Lokführer zurück. In solchen Spielphasen fährt aufs Mal nur 1 Zug, weil man sich dann ganz auf dieses Manöver und die Loksteuerung konzentrieren muss.
Dieses Konzept schliesst Schattenbahnhöfe aus, also Anlagenteile, bei denen die Züge über längere Zeit unsichtbar sind. Kurze Tunnels sind aber erlaubt und beleben das Spiel.
Rangiermanöver haben einen hohen Spierwert. Für diese braucht man die Lok-Regler der Zentrale und bedient die Weichen und Entkupplungsschienen eins nach dem andern. Auch Drehscheiben sind interessante Rangiereinrichtungen, jedoch technisch ziemlich kompliziert und störungsanfällig. Besser sind ein paar Abstellgleise, evt ergänzt mit Entkupplungsschienen.
Kinder rangieren mit der Drehscheibe im Analogteil einer Anlage
Zum Spielen sind Stellpulte immer noch besser als jeder digitale Bildschirm. Der Layout der CS ist so klein, dass ich mit meinen Fingern auf dem Touch Screen so häufig daneben wie darauf treffe, wenn 2 Signale direkt nebeneinader stehen. Und dann verruscht mir das Bild die ganze Zeit wegen der Scrollfunktion. Mit Mausbedienung geht es besser. Zum richtig Spielen verleitet die CS aber noch nicht.
Wer die Bastelei nicht scheut, kann sich mit Schaltern und LEDs sehr schöne Gleisbildstellpulte (GBS) selber bauen. Bei den Jungs im Schüler-Modelleisenbahnclub hatte der analoge Anlagenteil im Bild unten immer einen hohen Spielwert. Ab 2 Bahnhöfen in einer Anlage je mit eigenem Stellpult geht das Spielvergnügen los. (Der Bau von solchen Stellpulten ist für Kinder unter 12 Jahren allerdings noch zu schwierig.)
Stellpult für die Bedienung des analog ausgeführten Anlagenteils.
Die Integration eines analogen Stellpultes in eine digitale Zentrale ist leider nicht ganz einfach. Weil dem so ist, werden Spielanlagen heute noch oft mit altem Material und ohne digitalisierte Magnetartikel betrieben. Eine digitale Lösung ist, mit der Märklin CS Drucktaster über ein S88 Rückmeldemodul abzufragen. Für ein Signal oder eine Weiche muss man so je zwei Taster abfragen. Diese lösen eine "Fahrstrasse" aus, die das Signal auf rot oder grün bzw. die Weiche auf links oder rechts stellt. Auf eine Stellungsanzeige wie oben im Bild wird verzichtet. Dazu müsste man LEDs einbauen und diese über k84 Ausgänge ansteuern. Die Annzeigen müssten auch noch in die Fahrstrassenprogrammierung der Tastenabfrage übernommen werden. Das wird dann langsam aufwendig und kostspielig.
Ich habe auch ansatzweise eine Lösung mit Rocrail ausgedacht. Das Stellwerk oder die Stellwerke einer Anlage werden über einen Funkrouter mobil bedient. Es gibt Apps dazu und so kann man auf ein oder zwei Tablets je einen Bahnhof in skalierbarer Grösse aufrufen und auf diesem mit dem Finger direkt Weichen und Signale schalten. Das lange Bauen eines GBS wird durch das einmalige Zeichnen der Gleispläne und Bahnhöfe auf dem Server-PC erledigt. Man ist dabei auch sehr flexibel und kommt bei mobilen Anlagen in nützlicher Zeit zum Ziel. Bedingung ist aber, dass man mit dem PC und dem WLAN zurecht kommt.
Konzept für mehrere Spieler
Ein solches Spielkonzept wurde in der MSA (Modelleisenbahn Sekundarschule Aesch)
realisiert. Gesteuert wird die analoge Modul-Anlage von mehreren
Standorten aus. Jeder der Jungs hat einen Abschnitt zum Steuern und
Schalten. Die Züge werden gegenseitig zugeschickt, nach gegenseitiger
Verständigung und Erlaubnis. Alle Loks fahren analog und je nach Abschnitt
ist die Fahrspannung und damit die Geschwindigkeit höher oder tiefer
eingestellt. Die Anlage macht zum Spielen auch heute Spass, ganz ohne
Digitaltechnik.
Die Bahnhöfe der MSA sind auf 2 Stellpulte aufgeteilt. Das macht mehr
Spielspass und ist aufregender.
Weitere gute und schlechte Beispiele von Spielanlagen...
Die Zugbeeinflussung über Signale und Gleisabschnitte
Werden nach diesem Konzept die Züge über Signale mit
Zugbeeinflussung angehalten, dann fährt die einfachste Ausführungsform mit
Unterbrechung des Fahrstromes im Halteabschnitt vor dem Signal zu
präzisem, aber mehr oder weniger abruptem Anhalten der Züge. Auf die in
der Digitaltechnik möglichen sanften Bremsverzögerungen muss man
verzichten. Will man das nicht, dann muss man sich Loks mit leichtgängigen
Motoren oder mit Schwungmassen auf der Ankerwelle beschaffen.
Lok Dekoder, die eine Bremsstrecke erkennen können, habe ich ausprobiert und bin dann aber definitiv davon abgekommen. Ich habe mich lange um ABC-Bremstrecken bemüht, aber die Präzision der Zielbremsung ist bei kurzen Bahnhofgleisen ungenügend. Und die Märklin-Bremsstrecke finde ich zu kompliziert.
Ein sehr schönes Beispiel für eine kompakte Spielanlage habe ich unter folgendem Link gefunden. Die Anlage wird über Weichen und Signale gesteuert und ist für 3-4 nicht allzu lange Züge geeignet. -> Modellbahn-Nostalgie
Das Problem mit den Signalen
Digitale Signale mit Zugbeeinflussung zum Anklippen an die
Schienen einer Teppichanlage habe ich neuerdings wieder bei Märklin
gefunden. Siehe Märklin-Dokumentation: DB-Lichtsignal hoch (Art Nr. 76493 bzw. DB-Gleissperrsignal nieder (Art Nr. 76471). Diese
digitalen Signale mit Zugbeeinflussung sind leider teuer - vor allem wenn
man mehrere Signale bräuchte - und nicht immer lieferbar.
Kommt dazu, dass diese Signale für Teppichanlagen nicht robust genug sind. Wenn Kinder damit umgehen ist schnell einmal etwas verbogen. Siehe nebenstehendes Bild.
Für Teppichanlagen kommen für Kinder preislich eigentlich nur die Hobby-Signale zum Anklippen in Kombination mit einem Signal-Schaltpult in Frage, also Steuerung des Signalabschnittes und der Signallichter über einen Kontakt konventionell. Rein anzeigende Signale gibt es bei Märklin: Lichtblocksignal H0 - Art.Nr. 74391 und Licht-Gleissperrsignal H0 - Art.Nr. 74371. Das dazu passende Signal-Schaltpult für Signal und Zugbeeinflussung hat die Art Nr. 72751.
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