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Lob und Kritik an der branchenüblichen Technik

Die Modellbahnen haben sich entwickelt. Die Digitaltechnik wurde eingeführt mit zum Teil sehr schönen Resultaten.

Funktion, Stand der Technik (Beispiel Märklin)

Das Steuergerät, z.B. eine Central Station, wird an die Schiene angeschlossen.

Mehrere bzw. viele Loks können so von der Zentrale aus mit Strom versorgt werden und in der Geschwindigkeit individuell gesteuert werden. Damit eine Lok die Steuerbefehle der Zentrale verstehen kann, braucht sie einen Decoder.

Lob: Mit diesem Decoder sind heute wunderbare Schaltungen gepaart, die die Lok-Last so regulieren, dass diese bergauf und bergab und mit kurzem oder langem Zug immer die gewünschte Geschwindigkeit gemäss dem Fahrregler an der Zentrale einhält. Die Loks können dank dieser Lastregelung auch ganz langsam fahren, dass es eine Freude zum Zuschauen ist. Und sie können noch viel mehr: Lichter schalten, Geräusche erzeugen (Motoren, Pfeifen etc.) und sogar Züge an- oder abkuppeln.

Mit dieser Digitaltechnik ist es auch möglich, z.B. für Weichen besondere Telegramme über die Schienen zu senden um diese zu schalten. Die Weichen können den Schaltstrom aus dem Schienenstrom beziehen.

Denkt man dieses Konzept, wie es ist, zu Ende, dann braucht es - abgesehen von einer Anschlussschiene - keine Verdrahtung mehr in der Anlage. Alle Magnetartikel und alle Loks beziehen ihre Steuerinformationen und die Energie zum Fahren, Schalten oder Anzeigen (Lichtsignale) aus der Schiene.

Prinzipbild ohne Verdrahtung

Leider weichen die Hersteller aus preislichen Gründen von dieser Grundidee ab. Sie gehen davon aus, dass jeder seine Anlage stationär auf einem Tisch aufbauen kann und zwar auf einem Tisch, bei dem man nach Belieben Löcher durch die Platte bohren kann um die Kabel darunter zu verstecken. Unter dieser Voraussetzung lassen sich preisgünstigere Mehrfachdecoder einsetzen, die jeder gleich 4 Magnetartikel oder mehr bedienen kann. Aber auch diese müssen unter dem Tisch verschwinden, weil diese Kästchen nicht zur Landschaft der Anlage gehören.

Kritik: Die Lösungen der Hersteller berücksichtigen den mobilen Anlagenbau nur ungenügend und übersehen damit das Segment der Spieleisenbahner und Kinder. Bei Anlagen auf dem Boden kann man die Kästchen und Drähte nicht unter dem Boden verschwinden lassen. Die Anlage wird zum hässlichen Draht- und Kästchensalat.

Noch schlimmer ist, dass der Anlagenbau dadurch komplizierter geworden ist. Man muss alle Magnetartikel bis zu den Modulen analog verdrahten. Das musste man früher auch. Die Module übersetzen die digitalen Schaltinformationen in Kontakt-Stellbefehle für Weichen und Signale. Nun muss man aber die Module noch mit der Zentrale verbinden. Dazu kommt mit der Digitaltechnik, dass auf der Zentrale zusätzlich jedes Schaltgerät auf die Adresse des zugehörigen Magnetartikels eingestellt werden muss. Man muss für die Zuordnung der Magnetartikel zum Stellpult der Zentrale sowohl die Anschlüsse an den Modulen wie auch die zugehörige Adressierung auf der Zentrale fehlerfrei vornehmen.

All dies wäre einfacher bei einem Konzept gemäss obigem Bild. Es liegen keine Licht- und Schaltdrähte herum. Alles geht durch die Schiene digital! Leider verdoppeln sich Weichen und vor allem Signale mit dem integriertem Decoder etwa im Preis, weshalb diese Lösung für viele gar nicht mehr in Frage kommt.

Rechtfertigung dieser Idee: Die Belastung der Booster der Zentralen ist heute viel geringer als früher. Als die Loks noch Glühbirnen, Umschaltmagnete und noch keine Permanentmagnete sondern Feldwicklungen an den Motoren hatten, war der Stromverbrauch bald mehr als ein halbes Ampère. Ein LED-Lichtsignal mit Decoder und Zugbeeinflussung über ein bistabiles Miniaturrelais braucht heute einen Dauerstrom von 10 mA und einen Schaltstrom von 40 mA während nur 250 Millisekunden. Da trennen uns Welten von den früheren Magnetartikeln.

Ich habe nun einige Loks mit der Märklin Central Station gemessen. Die Resultate sind erstaunlich.

Lok-Typ Beschreibung Stromverbräuche
CM 800 (BR 89...)
  Märklin
nachgerüstet mit kleinem Hochleistungsantrieb und ESU LokPilot V3
Einbau von LEDs statt der ursprünglichen Glühbirnchen
Vmax 130mA, mit Licht 140mA
Re 4/4
  Märklin
60-jährige Lok, nachgerüstet mit Märklin Hochleistungsmotor und ESU LokPilot V3, mit LED statt der ursprünglichen Glühbirnchen Vmax 100-130mA
Re 4/4 460
  Roco
Einbau von ESU LokPilot V3, Glühlampen gedimmt auf ca 30% Vmittel 100mA, mit Licht 150mA
Vmax 150mA, mit Licht 200mA
RCe 2/4, Roter Pfeil
  Hag
Einbau eines Maxon-Motors mit Vorgetriebe, ESU LokPilot V3, Einbau von LEDs statt der ursprünglichen Glühbirnchen. Vmax 130-150mA

Mit 6 Loks wird man mit solchen Modellen den Booster nicht mit mehr als 1 A belasten. Da die Magnetartikel nur einer nach dem anderen schaltet, ist die zusätzliche momentane Belastung des Boosters nur um einen einzelnen Magnetartikel höher. Wenn nun Signale und Weichen noch je 10mA für die LED-Beleuchtung brauchen, dann erreicht man mit 6 Loks und 10 Weichen und 10 Signalen, die auch aus dem Fahrstrom gespeist werden, erst eine Belastung von 1.2 A und die CS liefert 3 A! Das reicht für jede Zimmeranlage.

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